Donnerstag, 23. Februar 2006

Pflanzliches Bewusstsein

Es ist zwar schon ein paar Tage her, das die ZEIT dieses Interview mit der Biologin Florianne Koechlin veröffentlichte, aber der Unsinn hat mich doch nicht losgelassen:


Hier geht es um die Würde der Pflanze, die im Rahmen einer schweizer Ethikkommission erfasst und beurteilt werden soll. Die Vorgehensweise entspricht klassischer Anthropomorphisierung:

Sind Pflanzen eher den Robotern ähnlich oder eher den Tieren, die flexibel reagieren können? Der neueren Forschung zufolge stellen sich Pflanzen nicht nur auf Lichtveränderungen und Temperaturwechsel ein, sondern auf mindestens 17 Umweltvariablen, die sie quasi messen und mit internen Variablen verrechnen können.

Ich glaube, in dieser Antwort steht schon eine unbewiesene Grundannahme: Der erste Satz stellt noch die Frage nach Roboter/Tier, der zweite geht schon davon aus, dass die Pflanze "verrechnet", was eine Art Bewusstsein impliziert. Wenigstens fällt dass auch dem ZEIT-Interviewer auf:

Das spricht noch nicht gegen die Robotertheorie. Diese schlichten Umgangsformen dürften in den Genen liegen.

Als Antwort:

Es gibt auch Untersuchungen, die zeigen, dass Pflanzen für verschiedene Insekten unterschiedliche Duftstoffe verwenden.

Nur, wieso ist dies ein Widerspruch? Frau Koechlin scheint unterschwellig sehr einer verkürzten Sicht auf die Möglichkeiten der Pflanzen aufgrund ihrer genetischen Austattung anzuhängen, die nur einfache Reaktionen zulässt, wenn nur ein genetischen Programm involviert ist. Dem ist aber nicht so, auch sehr komplexe Antworten sind "festverdrahtet" (Tinbergen, anyone?).

Auch hege ich den Verdacht, dass die Evolution nicht ganz verstanden wurde, wenn man sich folgende Stelle ansieht:

Und doch gibt es Indizien dafür, dass Pflanzen lernen können. Ein Beispiel ist ein wilder Tabak in der Great-Basin-Wüste in Utah, USA. Eigenartigerweise keimt er erst nach einem Flächenbrand. Das passiert manchmal nur alle hundert Jahre. Dieser Tabak muss ja neue Antworten auf neue Umweltbedingungen und neue Feinde finden, das heißt, er muss über ein großes Arsenal an flexiblen Möglichkeiten verfügen.

Was ist daran eigenartig? Wenn der Keim die Feuerbedingungen braucht und es keine Rolle spielt, wann, dann ist da keine Magie, kein Lernen dabei, dass er 100 Jahre überdauert. (Und ich wette, der Keimungserfolg ist nach 100 Jahren auch nicht mehr so toll). Die Pflanze hat das gelernt wie jedes andere Lebewesen auch, nämlich durch Versuch und Irrtum, mithin Evolution. Falls Frau Koechlin dies nicht akzeptiert, wie erklärt sie dann die Weitergabe dieses Lernens an die Folgegeneration, den Keim? Lamarck? Ein kleines Briefchen?

Im folgenden fällt Frau Koechlin auf, dass der Unterschied zwischen Pflanzen und Tieren (und ergo den Menschen) nicht so gross ist, wie sie immer glaubte, was ja nun niemand verwundert. Aber dennoch ist dies kein Beweis für die Bewusstseinshypothese. Schön dies hin und her:

Und sie können in den Zellen – genauer den Zellmembranen – Tausende von Signalen verrechnen. Dort passiert Veränderung. Mit einer Metapher könnte man sagen, dass die Zellmembranen das Gehirn der Pflanzen sind.

ZEIT: Mehr als eine Metapher ist es aber auch nicht – ähnlich wie Ihre Beschreibungen, dass sich eine Pflanze wehrt oder die Nachbarn warnt.

Koechlin: Mich fasziniert gerade unsere Sprachlosigkeit angesichts der neuen Erkenntnisse. Auch Lernen oder Intelligenz sind ja bloß Hilfsbegriffe.

Mit anderen Worten: Pflanzen haben kein Hirn, also wird die Zellmembran dazu erkoren. Aber die Membran der Pflanze ist nicht anders als die anderer, man könnte also jeden Vielzeller zum Denker erheben. Nicht mehr als eine Metapher, in der Tat. Die von Frau Koechlin behauptete Sprachlosigkeit allerdings existiert nicht. Es ist zutreffend, das eine Pflanze "warnt" oder sich "wehrt", kein Problem damit, dies tut sie wirklich. Aber die ZEIT warnt richtigerweise davor, diese Analogien zu überdehnen. Warnung und Abwehr macht noch kein Bewusstsein. Es herrscht hier keine Sprachlosigkeit, es ist nur so, dass die Sprache von Frau Koechlin falsch ist und sie in bester postmoderner Tradition die Möglichkeit einer richtigen Benennung ablehnt.

ZEIT: Oder der Satz »Ein Baum hat eine individuelle Ausstrahlung.« Er steht in Ihrem Buch Zellgeflüster als Indiz für Würde. Das ist doch hochgradig subjektiv.

Koechlin: Der Anthropozentrismus ist in der Biologie natürlich besonders verschrien. Aber es bleibt uns doch gar keine andere Möglichkeit, als von uns selbst ausgehend zu beschreiben. Und wenn ich am Forschungsinstitut für biologischen Landbau rede, , dann sagt ... dort der Weinbauexperte..., dass jeder Rebstock eine andere Geschichte hat als sein Nachbar. Eine Individualität.

Kurz gesagt: Anthropozentrismus ist zwar verschrien (aus gutem Grund, denn sonst filtert man alle Erkenntnis durch eine dicke Brille), aber ich machs trotzdem. Zum Teufel mit dem Bemühen um Objektivität und Wissenschaft. Wenn man diesen Weg der Nichterkenntnis allerdings weitergeht, dann sind auch Steine individuell, womit diese Beobachtung trivial ist.

Die weitere Diskussion drht sich um das eigentliche Thema, die Würde der Pflanze, so vertritt Frau Koechlin die These, dass man alles abtrennen darf, was von selbst nachwächst, also dem natürlichen Leben der Pflanze entspricht. OK, aber was ist mit Schmerz? Pflanzen empfinden ein Schmerzäquivalent, so dass man eigentlich Betäubung anwenden sollte. Aber es dreht sich auch hier um Frage nach Bewusstsein, sicherlich kann man auch bei Hefe diese Signalwege nachweisen und spätestens hier verbietet das deutsche Reinheitsgebot für Bier jeden Eingriff.

Frau Koechlin äussert dann noch einen Standard:

Aber dass man mit ihnen reden, ihnen zuhören kann, sagen bisher nur Schamanen –
die ja oft ein ungeheures Wissen über Pflanzen haben. In unserem Wissenschaftssystem dagegen habe ich bisher keinen Beleg dafür gefunden, dass ihnen Ansprache gut tut.

Zwei Anmerkungen: Ich möchte endlich mal einen Beleg, das Schamanen wirklich dieses ungeheure Wissen haben, dass ihnen angedichtet wird. Ich gehe jede Wette ein, das dieses Wissen nicht über Pflanzzeiten, Blühdauern und gewisse Anwendungen herausgeht, mithin also nur einen Bruchteil dessen darstellt, was ein wirklicher Spezialist oder Hobbygärtner weiss. Im übrigen gilt jegliches religiöse/rituelle Buhei nicht als Wissen. Und ich widerspreche auch ganz klar der Unterscheidung zwischen den Wissenschaftssystemen: Es gibt eine Möglichkeit, herauszufinden, ob etwas so ist, wie man glaubt: Indem man die wissenschaftliche Methode anwendet. Es ist klar, dass man aus ideologischen/religiösen Motiven oft diesen Weg nicht beschreiten will, damit aber verzichtet man auf Wissen und hat nur den Glauben. Wenn man in unserem Wissenschaftssystem keinen Beleg findet, dann ist das auch nicht so. Der gegenteilige Beweis steht dann aus und Anekdoten zählen nun mal nicht, auch wenn sie der Schamane erzählt. Dann könnte man ja auch an den Weihnachtsmann glauben. Oder daran, dass die Rente sicher ist.

Mittwoch, 22. Februar 2006

Blondinenwitze

Sie sterben nicht aus, aber dafür ist dieser wirklich gut...

Dienstag, 21. Februar 2006

Gene, bilig billig billig

Als ich anfing, regelmässig Nature und Science zu lesen, haben mich die Anzeigen fasziniert: Gene, billig zu ca. 1 $ pro Basenpaar zu kaufen... Was es alles gibt heutzutage... Nun hat jemand ein wenig mit dem Konzept gespielt und als Fachfremder geschaut, ob er z.B. ein kleines künstliches Wesen herstellen kann. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.
Zugegeben, er hatte die Hilfe eines richtigen Labors, aber mit ein wenig Kleingeld oder etwas mehr Zeit geht das auch so. Und Labore sind auch nicht selten.

Freitag, 17. Februar 2006

Hühnersuppe in der PRESSE

Die Kommentarseite in der PRESSE lese ich eigentlich ganz gerne, leicht konservativ und die Leserbriefe oft zum leichten Aufregen geeignet Die Rubrik quergeschrieben vom 16.02.2006 war nun wieder so ein Fall, eine Kommentatorin erhob ihre Stimme, um gegen den doofen Konsumenten zu wettern, der sich erdreistet, es einfach auch mal egal zu finden, wenn das Fleisch nicht von glücklichen Kühen stammt, sondern aus der Formfleischabteilung mit Geschmacksunterstützung.

"Auch ich aß so lange asiatische Instant-Nudelsuppen, bis ich "Chickenflavor" tatsächlich für den Geschmack von Hühnersuppe hielt. Als ich irgendwann die erste richtige Hühnersuppe kochte, war das eine interessante Erfahrung: So schmeckt das also, wenn ein echtes Huhn beteiligt ist. Was wohl immer weniger Menschen wissen: Laut "Weltwoche" bietet die Schweizer Firma Givuadan, die weltweit größte Herstellerin von Aromastoffen, 3000 verschiedene Hühner-Aromen an, chemische Cocktails, die mit Essen im herkömmlichen Sinn nichts mehr zu tun haben - sie schmecken bloß so ähnlich."

Was auch ihren Furor erklärt, denn niemand ist strenger als der Konvertit. Seien wir doch mal ehrlich: Wer kommt auf die Idee, dass asiatische Nudelsuppen, wo man auf Pressnudeln aus Beuteln die Würzmischung auflegt, irgendetwas mit Hühnergeschmack zu tun haben? Seine eigene Doofheit der Geschmacksstoffindustrie zum Vorwurf zu machen, hat schon Chuzpe.
Auch schön ist der Nachsatz, wonach die chemischen Cocktails nichts mit Essen zu tun hätten. Au contraire, madam. Es ist ja gerade das Faszinierende, dass Geschmack/Geruch der Ausdruck der Reaktion unserer Sinnesnerven auf einen wilden Chemikaliencocktail ist, der von der Nahrung ausströmt. Oder glaubt die Autoren, Hühnchengeschmack rührt vom Hühnchengeschmackmolekül her? Kurz und oberflächlich gegoogelt (was man so macht, wenn man nicht vom Fach ist):

"...wurden in Yoghurt 91 Verbindungen identifiziert, von denen 21 als wesentliche Aromastoffe festgestellt wurden [Ott et al, 1997]. Unter den im Reiskuchen nachgewiesenen 65 flüchtigen Verbindungen zeigten sich 10 Komponenten als wichtig für das Aroma [Buttery et al, 1999 a]. In frisch destillierten Calvados-Proben verschiedener Qualität wurden insgesamt 120 Verbindungen identifiziert. Die sensorische Analyse dieser Produkte zeigte die Anwesenheit von 71 aromaaktiven Verbindungen, von denen 19 als typische Calvados-Marker festgestellt wurden [Guichard et al, 2003; Ledauphin et al, 2003]. Als Schlüsselaromastoffe ("character impact compounds") werden diejenigen Aromastoffe bezeichnet, die das charakteristische Aroma eines Lebensmittel prägen. Beispiele sind (Z)-3-Hexenal in Tomaten [Buttery, 1993], 2-sec-Butyl-3-Methoxypyrazin in rohen Karotten [Cronin und Stanton, 1976] oder 1-p-Menthen-8-thiol in Grapefruit [Demole et al, 1982]. Eine ausführliche Zusammenstellung von Schlüsselaromastoffen findet sich in der Übersicht von McGorrin (2002). "

Na, das sieht ja richtig nach Chemie aus, so mit Hexenal und Pyrazin. Hm. Das ist ja ein Chemikaliencocktail von Natur aus, was den Zusatz ebendieser Substanzen in einem anderen Licht erscheinen lässt. Es sei denn, man ist der animistischen Ansicht, die Natur-Chemikalien seien etwas anderes als die hinzugefügten. Aber vom Aberglauben sind wir in dieser aufgeklärten Zeit ja weit entfernt, oder?

Es geht ja noch weiter:

"Im Werbefernsehen sieht man Leute behaupten, sie fühlten sich nach dem regelmäßigen Konsum eines mit Chemie angereicherten Joghurts "besser"; ein Radiomoderator lässt sich gut dafür bezahlen, dass er Leuten einredet, sie würden bald spüren, wie das Techno-Joghurt ihre Abwehrkräfte stärke. Die Frage ist: Wie? Was haben sie vorher gespürt? Ging's ihnen da schlechter? Warum? Und wie merkt man, in welchem Zustand sich die eigenen Abwehrkräfte grad befinden? Und wie äußerte sich eine Verbesserung nach nur vierzehn Tagen? "

Wie wahr, wie wahr. Moment, ich stimme zu? Aber ja! Genau die Fragen stelle ich mir auch bei dieser Deppenwerbung, denn das sind genau die Fragen, die man sich bei all diesen Stoffen mit behaupteter Wirksamkeit stellen sollte (und nicht tut). Wieso verkauft sich Homöopathie wie geschnitten Brot? Aus dem gleichen Grunde. Keine sauberen Untersuchungen, aber die Leute wollen glauben.

Ich habe mich ja schon gefragt, ob ich die Firma dann verklagen kann, wenn ich Arthritis bekomme... Dennoch, ein Makel bleibt: Was zT hat L. Casei Defensis mit Chemie zu tun? Das ist eine Bakterienkultur, mithin weit von chemischen Zusätzen entfernt. Abgesehen davon ist der Name für das Bakterium ziemlich deppert (und ich wette aus der Marketingabteilung). Die Wirkung dieser Bakterien ist übrigens interssant, es scheint, dass DNA-Fragmente direkt stimulierend auf das Immunsystem wirken. Amüsant, wenn man bedenkt, dass Actimeltrinker wahrscheinlich eher dem Gentech-feindlichen und Biokostlager zuzurechnen sind. Tja, mit ein wenig Wissen wäre das nicht passiert.

Wahre Worte zum Schluss:

"Seien wir uns doch ehrlich: Es wird uns in der Werbung Mist erzählt, wir glauben den Mist und kaufen den Mist. Dagegen sollten wir Abwehrkräfte entwickeln. "

Hört, hört. Gesunde Skepsis ist angesagt. Leider war der Kommentar von Frau Knecht diesmal auch ein solcher. Mist. Mit Verlaub.

So wirds gemacht...

Die Cartoon-Affäre... (Ist schon jemandem aufgefallen, wie albern diese Bezeichnung eigentlich ist?)
Die Iraner (immer schön verallgemeinern, wie die Dänen) veranstalten also einen Holocaust-Karikaturen-Wettbewerb, wie kindisch ist das denn? Kommt mir vor wie das Verhalten eines drei-, ach was, 7jährigen! Aber nun, wenn die Karikaturen zeigen sollten, dass in der islamischen Welt einiges im Argen liegt: 100 Punkte. (Wie gross sind eigentlich die Proteste in Ägypten gegen die inkompetente Verwaltung/Aufsicht, die zum Tod von 1000 Menschen beim Fährunglück geführt hat? 10 Leute oder doch 12? Nebenbei, viele davon kamen gerade aus Mekka, von der Hadsch. Scheint eine gefährliche Sache zu sein, wenn jedes Mal so viele Menschen dabei sterben. Als Anhänger einer Religion würde ich ja eigentlich erwarten, das diese Pilgerwege unter besonderen Schutz meiner Gottheit stehen, aber vielleicht erwarte ich zu viel.)
Aber ich schweife ab, denn eigentlich wollte ich hierauf verweisen: Einen Anti-semitischer Cartoon-Wettbewerb - veranstaltet von Juden!
Zusman came up with the right answer to all this insanity - and so they announced today the launch of a new anti-Semitic cartoons contest - this time drawn by Jews themselves! "We'll show the world we can do the best, sharpest, most offensive Jew hating cartoons ever published!" said Zusman, and Sandy added: "No Iranian will beat us on our home turf!"
Hehe.

Donnerstag, 16. Februar 2006

Tangled Bank #47

Um den vorangegangenen Post zu zitieren:


Eine weitere kreative Verpackung für englischsprachiges Wissenschaftsblogging (habe ich nicht schon mal mich gemahnt, deutschliches zu suchen?). In flight entertainment für mehr als zwei Gehirnzellen.

Wissenschaftler in den Augen von Kindern

Es ist so wie mit allen Dingen: Was der Bauer nicht kennt...
In diesem Falle ist der Bauer eine 7te Klasse und was er nicht kennt, sind Wissenschaftler. Höchst interessant, zu verfolgen,wie sich die Meinungen der Kinder vor und nach dem Besuch im Fermilab unterscheiden. Und wie deutlich man sehen kann, wie das Bild der Wissenschaftler durch Medien geprägt wird.

Mad Scientist!

Freitag, 3. Februar 2006

Make ´em laugh...

Skeptico hat eine sehr treffende Charakterisierung einiger prominenter Mitspieler der skeptischen Szene in den USA zusammengestellt (ich möchte nicht wissen, wie lange er daran gefeilt hat...) Bei Bob Park habe ich sofort gedacht: Stimmt, Bob Park und sein ceterum censeo: ISS taugt nix, was wollen wir auf dem Mond?
Sehr treffend, der ganze post!
Sofort hin und lesen!

Required reading

Die laufende Diskussion hat mich, über welche Wege auch immer, ich weiss es nicht mehr, auf diese Seite geführt. Extrem amüsant. Lesen!

Donnerstag, 2. Februar 2006

Levitt Kriminalität Roe vs. Wade

Die interessante und nicht unumstrittene These von Levitt, dass der Rückgang der Kriminalität in den USA auf die Liberalisierung des Abtreibungrechts zurückzuführen ist, wurde auch in der PRESSE beschrieben. Nun druckt die PRESSE einen Leserbrief ab, bei dem ich mich frage, ob die Grundthese verstanden wurde. Diese ist nicht, dass es weniger Teenager und darum weniger Straftaten gibt, sondern dass diese Wahlmöglichkeit dazu führt, dass Frauen sich vor der Geburt Gedanken machen, ob sie ihrem Kind eine angemessene Erziehung zukommen lassen können. Die These ist also, dass es weniger schlecht erzogene Teenager gibt. Obwohl dies im Originalartikel deutlich erläutert wurde, regt sich der Leserbriefautor aber über eine verkürzte Sicht auf, die nie vertreten wurde (Straw Man), statt dessen vertritt er die These, dass man möglichst viele Kinder in die Welt setzen sollte, damit man sie im Teenageralter mit dem Mitteln des Strafrechts bändigt. Ich denke, genau diese Weltsicht ist es, die viele Menschen der Kirche entfremdet.
Ein weiteres: Warum sollte es einen Aufschrei geben? Weil ein Forscher eine unangenehme These vertritt? Ist dies nicht reine Bigotterie? Vielmehr sollte ein Aufschrei ertönen, wenn diese These sich als wahr erweist, denn schliesslich beweisst dies, dass die Gesellschaft vor der Liberalisierung eine höhere Kriminalität duldete, also ein (nebenbei zutiefst unchristliches) Desinteresse an den Ursachen der Kriminalität zeigt.

Ich finde, die Leserbriefabdruckpolitik der PRESSE ziemlich fragwürdig. Ich meine nicht, dass Meinungen, auch seien sie noch so absurd, "unterdrückt" werden sollen, aber wenn die Leserbriefschreiber den zugrundeliegenden Sachvehalt offensichtlich gar nicht verstanden haben, dann sind deren Leserbriefe keine Kommentare zu einem Artikel, sondern nur Gerede ohne Bezug. Geräusch.

Skeptics 27

Einer meiner liebsten blogs ist Gastgeber...