Freitag, 22. Juni 2007

Der Nebel des Grauens

Die Kolumne "Bad Science" im Guardian ist eine prime Quelle für dies und das aus der faszinierenden Welt menschlicher Schwächen. Ein Artikel ist besonders schön: Es geht hierin um "Paper" aus dem "Journal of Alternative and Complementary Medicine", in dem folgendes Experiment beschrieben wird:
  1. Man nehme drei Gruppen von Mäusen.

  2. Man induziere in zweien eine tödliche Krankheit.

  3. Man wünsche sich bei einer der kranken Gruppen ganz doll eine Heilung herbei.
Was passiert?
Nun, was zu erwarten war. Beide kranken Mäusegruppen ging es gleich schlecht, einige starben, einige etwas später, manche hatten Remission, andere gingen linear in einen Gleichgewichtszustand über. Kein Unterschied zwischen keine Behandlung und Ganzdollwünschen.

Jetzt beginnt der Spass und man sieht, wohin es führt, wenn der Nebel des Grauens die Ratio eindeckt... Du, ich und und unser Nachbar würden nun sagen: Na klar, die Gruppe, die nicht "behandelt" wurde ist der Massstab und wenn die "behandelte" Gruppe sich genauso verhält, dann hat die "Behandlung", das Ganzdollwünschen eben nix gebracht. Case closed.
So kann man denken. Muss man aber nicht.

Es geht auch so und nun verlassen wir die normalen Gänge des Hirns und begeben uns in die viel angenehmeren Räume mit den weichen Wänden: In Wahrheit hat das Ganzdollwünschen doch was gebracht, aber das wussten wir ja schon von Anfang an. Das Problem ist also ein ganz anderes: Wieso gab es in der Kontrollgruppe auch Remission? Natürlich, weil die beiden Mäusegruppen eben nicht unabhängig waren, sondern über eine Resonanz miteinander verschränkt. Und daher ist alles, was bisher als Placebo-Effekt und Baseline angesehen wurde, in all diesen Studien, die irgendwie keinen Effekt eines sCAM feststellen konnten, in Wahrheit der Effekt der Behandlung mit sCAM.

Pause.

Auf diese Art und Weise haben sich erfreulicherweise jegliche Massstäbe zur Beurteilung eines Heilungserfolgs verflüchtigt, da ja alles auf die Behandlung zurückzuführen ist, die sich über spukhafte Fernwirkung auf die Kontrollgruppe überträgt. Dies eröffnet natürlich ganz neue Heilungswege: Man nehme einen Kranken, heile diesen und heile damit alle. Ach wie schön ist es im Wolkenkuckucksheim...

Montag, 11. Juni 2007

Someone call the ambulance


Gestern im Konzert gewesen. Geweint.
Nein, im Ernst, nach langer Zeit wieder einmal im Konzert gewesen, Placebo gehört. Gute Musik, gute Show, ein wenig zu laut. Oder ich zu alt. Jedenfalls kam mir der Sound etwas schepperig vor, weit vom Goldstandard meiner Erfahrung entfernt, The Prodigy in Bremen vor langer Zeit. Das war erstaunlich laut ohne in Verzerrung zu entarten. Bei Placebo musste man etwa 10 m hinter dem Mischpult stehen, dann wars richtig gut.


Ein wenig enttäuschend war Every me, every you; etwas runtergedudelt, aber wer wills verdenken. Highlight war neben Infrared die erste Zugabe, Running up that hill, cooler Übergang und für mich überraschend, da mir die Version neu war. Huh? war meine Reaktion, als der erste Akkord erklang, das ist doch...
Weihnachten.