Donnerstag, 2. Februar 2006

Levitt Kriminalität Roe vs. Wade

Die interessante und nicht unumstrittene These von Levitt, dass der Rückgang der Kriminalität in den USA auf die Liberalisierung des Abtreibungrechts zurückzuführen ist, wurde auch in der PRESSE beschrieben. Nun druckt die PRESSE einen Leserbrief ab, bei dem ich mich frage, ob die Grundthese verstanden wurde. Diese ist nicht, dass es weniger Teenager und darum weniger Straftaten gibt, sondern dass diese Wahlmöglichkeit dazu führt, dass Frauen sich vor der Geburt Gedanken machen, ob sie ihrem Kind eine angemessene Erziehung zukommen lassen können. Die These ist also, dass es weniger schlecht erzogene Teenager gibt. Obwohl dies im Originalartikel deutlich erläutert wurde, regt sich der Leserbriefautor aber über eine verkürzte Sicht auf, die nie vertreten wurde (Straw Man), statt dessen vertritt er die These, dass man möglichst viele Kinder in die Welt setzen sollte, damit man sie im Teenageralter mit dem Mitteln des Strafrechts bändigt. Ich denke, genau diese Weltsicht ist es, die viele Menschen der Kirche entfremdet.
Ein weiteres: Warum sollte es einen Aufschrei geben? Weil ein Forscher eine unangenehme These vertritt? Ist dies nicht reine Bigotterie? Vielmehr sollte ein Aufschrei ertönen, wenn diese These sich als wahr erweist, denn schliesslich beweisst dies, dass die Gesellschaft vor der Liberalisierung eine höhere Kriminalität duldete, also ein (nebenbei zutiefst unchristliches) Desinteresse an den Ursachen der Kriminalität zeigt.

Ich finde, die Leserbriefabdruckpolitik der PRESSE ziemlich fragwürdig. Ich meine nicht, dass Meinungen, auch seien sie noch so absurd, "unterdrückt" werden sollen, aber wenn die Leserbriefschreiber den zugrundeliegenden Sachvehalt offensichtlich gar nicht verstanden haben, dann sind deren Leserbriefe keine Kommentare zu einem Artikel, sondern nur Gerede ohne Bezug. Geräusch.

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